Vergebung ist ein verdammt dickes Brett, dass wir alle früher oder später im Leben zu bohren haben. Niemand ist frei von Situationen in denen es um seine Vergebung geht. Es scheint, als ob es zwingend zum Leben gehört, weil es eine der vielen Prüfungen an uns Menschen ist. Vergebung ist ein stetiger Prozess der sich durch unser ganzes Leben zieht. Man kann Vergebung nicht abhaken und sagen: „OK, jetzt weiß ich wie’s geht. Thema erledigt.“
Umso wichtiger finde ich es, hier schon so früh ranzugehen, da es dazu viel zu sagen und zu meistern gibt. Auch die späteren Stufen, werden dir eine konkrete Hilfe auf dem Weg zur Vergebung sein. Doch je früher du dich damit auseinandersetzt, desto mehr Energie wird frei für deine anstehendeTransformation.
Was bedeutet das? Unfrieden oder Streit binden deine Lebensenergie. Sie blockieren den Fluss des Lebens. Die Energie bleibt stecken und steht dir nicht für deine persönliche Weiterentwicklung zur Verfügung. Streit bring Schwere mit sich. Da ist etwas, das dich ständig beschäftigt. Etwas, das wie Ballast auf deinen Schultern lastet und dich bremst.
Du denkst vielleicht im Recht zu sein. Du Denkst vielleicht: „Naja, so schlimm ist das auch wieder nicht, ich kann damit gut umgehen. Es stört mich nicht, dass dieser Streit da ist, ich sehe den anderen sowieso kaum.“ Doch das ist ein großer Irrtum. Der Streit ist immer bei dir. Er ist wie eine unsichtbare Fußfessel. Wenn du wirklich frei sein willst, musst du den Streit auflösen.
Doch warum ist es so schwer, einen Streit beizulegen?
Ganz einfach, du denkst:
Solange ich streite, habe ich die Kontrolle über die Situation!
Ich habe Recht und der andere ist im Unrecht!
Wenn ich jetzt nachgebe, gestehe ich doch nur meine Schwäche ein!
Wirklich? Wer einen Streit aufrecht erhält, hat die Kontrolle längst verloren. Er ist einfach nur stur und will Recht bekommen. Er gesteht gerade damit seine Unfähigkeit und seine Schwäche ein. Das ist die Wahrheit!
Streit macht unfrei, Streit macht schwach, Streit blockiert dich in deinem Fortkommen.
Wie die meisten, konnte auch ich lange Zeit meinen Eltern nicht vergeben. Ich warf ihnen vor, mich nicht genug geliebt zu haben. Ich warf ihnen vor, dass sie mich vernachlässigt haben. Ich machte sie für meine Schicksal und mein beschwerliches Leben als Erwachsener verantwortlich. „Wer sonst sollte schuld an meinem verkorksten Leben sein? Ich ganz bestimmt nicht! Ich bin ja schließlich das arme Opfer von Rabeneltern gewesen. Hätte ich doch nur andere Eltern gehabt, dann wäre mein Leben so viel glücklicher und erfüllter.“ Ja, das waren die Gedanken, die mich fast 40 Jahre meines Lebens gequält haben. Damit konnte ich alles was in meinem Leben schief ging rechtfertigen. Ich bin ja nicht schuld. Meine Eltern haben versagt.
Vielleicht kennst du ähnliche Gedanken aus deinem Leben. Machen wir es uns aber da nicht allzu einfach? Klar, es ist naheliegend so zu denken. Schließlich fußt eine ganze wissenschaftliche Disziplin – die Freudsche Psychologie – auf diesen Thesen, dass kindliche Traumata unser Leben als Erwachsener negativ beeinflussen. Wenn wir je glücklich werden wollen, müssen wir diese Traumata aufarbeiten und eine Nabelschau unserer Psyche über uns ergehen lassen und selbst dann ist fraglich, ob wir sie je bewältigen können.
Bullshit! Das Geheimnis liegt mal wieder darin, genau hinzusehen. Niemand ist für mein Leben verantwortlich außer mir selbst. Kein Mensch ist an meinem Schicksal schuld. Ich ganz allein habe dem diese Bedeutung gegeben. Warum? Weil es natürlich einfach und bequem ist, einen Schuldigen für alles persönliche Unglück zu haben. Das machen wir alle. Es geht schnell und klingt ja auch so logisch.
Aber ich verrate dir was:
Es gibt keine Traumata.
Es gibt nur die Bedeutung, die du dem Ereignis gibst. Wenn sie dir dienlich ist, wirst du diese Bedeutung solange es geht aufrechterhalten. Das geschieht auf einer tieferen Ebene deines Bewusstseins. Das ist dein Ego. Du merkst es immer dann, wenn du diese vermeintlich logische Schlussfolgerung infrage stellst.
Stell dir mal ganz ehrlich folgende Fragen:
„Könnte es sein, dass ich mir den Streit warmhalte,
damit ich eine gute Ausrede habe, mich so und so zu verhalten?
Bin ich vielleicht einfach nur zu feige, diesen Streit aus der Welt zu schaffen,
weil ich dann keine Rechtfertigung mehr für meine Schwäche und mein Unglück habe?“
Wenn du bei diesen Fragen einen Widerstand in deiner Brust verspürst, gehst du in Konflikt mit deinem Ego. Es fühlt sich ertappt und fängt sofort an zu rebellieren. Es sagt dir vielleicht: „Was labert, dieser Möchtegern-Coach da für’n Scheiß. Der hat doch gar keine Ahnung von der Situation in der ich da stecke. Das ist nur dummes Esoterik-Gelaber, wie sowieso alles andere was der da von sich gibt.“
Das Ego mag es nicht, wenn du seine jahrelange harte Arbeit infrage stellst. Es meint es ja auch nur gut mir dir.
Es bietet dir immer einfache und plausible Antworten
auf komplizierte Fragen an.
Da hast du dich schon so schön eingerichtet und es hat doch bisher super funktioniert. Warum also was daran ändern? Weil du erst dann weiterkommst, wenn du etwas änderst! Ohne Vergebung, bist du ein Gefangener deines Egos und trittst auf der Stelle. Es ist Teil deines Lernprozesses als Mensch, Vergebung zu lernen. Und ja, es ist nicht einfach. Aber es ist immer machbar! Und du solltest das auch so rasch wie möglich angehen.
Was habe ich in Bezug auf meine Eltern gemacht?
Ich habe dem eine neue Bedeutung gegeben. Ich habe nochmals über meine Kindheit nachgedacht. Ja, ich war viel allein. Ja, es gab in meiner Erinnerung wenig Momente, in denen ich die Liebe bekommen habe, die sich ein Kind wünscht. Ja, ich wurde oft für die Fehler meines jüngeren Bruders bestraft, weil ich schließlich auf ihn aufpassen sollte. Das war alles bestimmt nicht toll aus Sicht eines Kindes.
Doch was habe ich als Kind daraus gemacht? Da ich von meinen Eltern wahrgenommen werden wollte, strengte ich mich mehr an als alle anderen Kinder im Kindergarten und in der Schule. Robert machte immer besonders tolle Bastel- und Handarbeiten, malte die ausgefalleneren Bilder und hatte außergewöhnliche Begabungen. Alles, weil ich wollte, dass meine Eltern mich endlich sehen und loben. Ich wollte mir die Liebe erarbeiten, die ich mir als Kind so sehr wünschte. Aber der Plan ging nicht so ganz auf. Dennoch entwickelte ich in dieser Zeit ganz viele Fähigkeiten und Talente und lernte schnell Verantwortung für mich und andere zu übernehmen. Und genau das hat mich zu dem Mann gemacht, der ich heute bin.
Klar, ist das kein Ersatz für die Liebe der Eltern, aber es hat mir geholfen Liebe für mich selbst zu entwickeln, in meine Fähigkeiten zu vertrauen und Selbstwirksamkeit zu erleben.
Heute ist mir klar:
Wir bekommen nicht die Eltern, die wir uns wünschen,
sondern die, die wir brauchen, um uns auf unseren persönlichen Lebensweg vorzubereiten.
Heute bin ich im Frieden mit meinen Eltern. Ich habe ihnen aus ganzem Herzen vergeben. Sie haben ihr bestmöglichstes getan, um mich mit dem Nötigsten zu versorgen. Ich bin anständig erzogen und stehe auf eigenen Beinen. Die meisten Menschen schätzen mich und ich habe tiefe Freundschaften. Das Verhältnis zu meinen Eltern war noch nie so heil und innig wie heute.
Ich habe die Energie, die in diesem Streit gebunden war, zu mir zurückgeholt. Sie steht mir jetzt zur Erfüllung meines Seelenplans zur Verfügung. Heute sind meine Eltern stolz auf mich und auf das was ich tue. Wie traurig wäre es, sie würden aufgrund eines schlechten Verhältnisses, das auf MEINER Wut basiert, auch heute noch keine Notiz von mir nehmen? Dann würde ich auch heute keine Liebe von Ihnen bekommen.
Daher möchte ich, dass du verstehst, wie wichtig Vergebung ist. Befreie dich von Altlasten. Nimm nur das mit, was du auf deinem Lebensweg wirklich für deine Entwicklung brauchst. Wut, Trauer, Neid, Hass und Groll brauchst du nicht. Löse sie auf. Übe dich in Vergebung. Mach den ersten Schritt.
Es kann sein, dass die Menschen, denen du vergeben möchtest vielleicht nicht mehr greifbar oder vielleicht sogar verstorben sind. Auch in diesem Fall ist Vergebung möglich. Vergebung finden bei dir, in dir statt. Du brauchst den anderen nicht dazu. Du kannst in deinem Herzen vergeben und die Last wird von dir fallen, wenn du es ernst meinst. Vielleicht schreibst du einen Brief, vielleicht hältst du bei einem Spaziergang im Geiste einen Dialog mit dem anderen, dass du aus tiefstem Herzen vergeben willst. Dass du den Streit nicht weiter brauchst. Das du euch beide freigibst. Damit die Energie wieder fließen kann. Erinnere dich: Alles fängt bei dir an! Wenn du den ersten Schritt wagst, wirst du reichlich vom Leben beschenkt.
Wer vergeben kann ist immer in der stärkeren Position. Du übernimmst damit Verantwortung für dich und den anderen. Du heilst alte Wunden und wirst dadurch selbst heil. Du holst die Energie zu dir zurück und schließt offene Loops.
Vergebung ist harte Arbeit. Du wirst vielleicht über deinen Schatten springen müssen. Doch es lohnt sich, das auf dich zu nehmen, denn es gibt dir dein Geburtsrecht der Freiheit zurück.
Der einfachste Weg, den ich kenne in Vergebung zu kommen ist dich ehrlich zu fragen: „Was nützt mir das?“ Das betrifft nicht nur Streitigkeiten, sondern ist in jeder Lebenslage eine sehr nützliche Frage, darum gehe ich in STUFE 9 genauer darauf ein.
Ich freue ich auf dich!
Dein Robert
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